Mittwoch, 23. Juni 2010

Emmenbrücke – Budapest

Dann hiess es also am 19. Juni Abschied nehmen. Mit dem Taxi ging’s zum Bahnhof Emmenbrücke. Der Taxifahrer war gerade aus Italien zurück und hatte vergessen, wie die Strassen bei uns heissen, und fand trotz Erklärung fast nicht zu unserem Haus. Er war froh dass wir ihm sagten, wie er die 2 Kilometer zurücklegen musste! Das fängt ja schon gut an!

Der erste Zug brachte uns von Luzern nach Zürich an den Hauptbahnhof. Dort mussten wir sehr lange auf den Wiener Walzer warten. Zum Glück führten sie in der Bahnhofhalle gerade jetzt ein Musiktheater „Sommernachtstraum“ auf, so dass für Unterhaltung gesorgt war.


Ca. um 22:15 kam unser Zug und wir staunten nicht schlecht über unser Abteil! Die Schaffnerin hatte uns nämlich zwei Zweierabteile gegeben und die Verbindungstüre in der Mitte aufgeschraubt! Das war lustig für die Kinder, schöne bequeme Betten, 2 Lavabos im Zimmer und schlafen im Zug, das gefiel ihnen sofort und dauerte auch nicht lange, da waren sie in tiefen Schlaf versunken.



Ach ja, es gab da noch eine Story: just 2 Tage vor unserer Abreise entgleiste am Arlberg ein Autotransport-Zug. 14 Wagons lagen überall verteilt, die Lok flog vor ein Haus einer Familie, Wagons auch auf den Campingplatz, doch zum Glück gab es wie durch ein Wunder nur einen verletzten Lokomotivführer, sonst ist niemandem etwas passiert. Allerdings hiess das nun, dass die Strecke für mehrere Tage unpassierbar geworden war. Die Leute welche am Tag nach Wien fuhren, mussten auf Busersatz umsteigen, in der Nacht wurde der Zug über München umgeleitet. So durften wir rund zwei Stunden länger Zugfahren, hatten aber leider Gottes eine Horde pöbelnder Jugendlicher im Wagon, die bis München den Wagon rauf und runterrannten, herumschrien und polterten. Die Schaffner konnten sie nicht bändigen und vorallem nicht rauswerfen, weil der Zug bis München ohne Halt fuhr! Erst ab 2 Uhr morgens war ruhig, doch da konnte ich dann auch nicht mehr schlafen weil ich schon so lange wach war.

Um 10 Uhr am Sonntag Morgen kamen wir am Wiener Westbahnhof an. Hier ist eine riesige Baustelle, ich weiss gar nicht was hier alles gebaut wird, aber auf jeden Fall ist es am Sonntag morgen hier ganz einfach nur eines: langweilig. Wir gingen die Hauptstrasse rauf und runter und assen irgendwo etwas, die restliche Zeit verbrachten wir im Wartesaal, bis endlich der Zug nach Budapest kam.



Der Railjet Wien-Budapest versprach Kinderkino und super moderner Zug. Letzteres stimmte, der Zug ist wirklich sehr schön, es gibt Anzeigetafeln wo man ist, wann man ankommt, welche Anschlüsse man noch erreicht und welche nicht, aber – das versprochene Kinderkino konnte leider nicht starten weil die CD verlorengegangen war!!! Hallo?
Nun ja, nicht verzagen, Andi + Nicole fragen. Andi entdeckte eine Steckdose die tatsächlich den Laptop zu versorgen vermochte, und wir spielten BARBABAPA ab, was auch die neu gewonnene ungarische Kollegin unserer Kinder sehr lustig fand! So konnten wir wenigstens dieses Versprechen einlösen.

Der Zug fuhr recht langsam durch Ungarn, weil grosse Teile des Landes unter Wasser standen und die Bahndämme aufgeweicht waren. Die ganze Landwirtschaft ist zerstört, nichts ist gewachsen wegen dem vielen Wasser.



Mit mehr als einer halben Stunde Verspätung kamen wir in Budapest an. Der Bahnhof erinnert irgendwie an den Harry Potter Film und ist wohl genauso alt wie jener in der Harry und seine Freunde durch die Wand verschwinden, und vor allem genauso gruselig wie einem leichten Horrorfilm. Ich kann nichts dafür, aber die Typen die hier herumlungerten machten auf mich alles andere als einen guten Eindruck. Den nächsten sehr schlechten Eindruck machte die Info-Tafel, in der alles nur auf ungarisch angeschrieben war, also auch keine Zugnummer oder irgendwas was uns hätte sagen sollen, wo unser Zug in die Ukraine abfahren sollte.



Der internationale Schalter von Wasteels, die unsere Zugtickets ausgestellt hatten, war leider geschlossen. Es gab aber noch einen weiteren, bei dem wir die Reservation für die Rückfahrt hätten vornehmen sollen. Aber eben, auch das ging wieder nicht, obwohl man es uns vorher ausdrücklich gesagt hatte. Nun sagten sie, die Reservation könne man nur in der Ukraine machen. Na gut, Hauptsache so schnell wie möglich fort aus Budapest!
Es ging sogar soweit, dass wir einer Einheimischen erklären mussten, wie sie in die Schweiz fahren konnte, da die Leute von der Bahn wo sie das Ticket gekauft hatte, ihr das nicht sagen konnten! Wir zeigten ihr den Zug und erklärten alles, da war sie sehr froh. Irgendwann erschien dann auf der Info-Tafel tatsächlich ein Zug nach Moskau und wir gingen davon aus, dass es unserer sei. Doch auf welchem der 12 weit verteilten Geleise wird er abfahren? Wie schaffen wir das in nur 10 Min. mit Kind und Kegel wenn wir zur komplett gegenüberliegenden Seite über Treppen gelangen müssen? Ich war mehr als nur aufgeregt und schon fast sicher, dass hier unsere Reise bereits enden würde. Wir pokerten schon, welche Geleise überhaupt noch frei seien, und genau in dem Moment schaute ich auf’s Geleis und vor mir fuhr der Zug Budapest – Kiev ein, ohne dass überhaupt was auf der Tafel aktualisiert worden wäre! Wir hatten ihn rein nur intuitiv gefunden und waren so glücklich, dass wir endlich einsteigen konnten!



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