Sonntag, 4. Juli 2010

Yalta

Die Fahrt von Sevastopol nach Yalta gilt als eine der schönsten Strecken der Insel. Die Landschaft ist abwechslungsreich und führt durch die Berge ans Meer, um dann der Küste entlang durch eine Fels- und Klippenlandschaft zu führen. Die Hauptstrasse ist aber viel befahren und die kleinen hübschen Häuser die wir bis jetzt gesehen hatten, fehlen hier fast ganz. Die Grossregion Yalta besteht aus vielen Ortschaften, die sich einzig dem Tourismus verschrieben haben. Vom so berühmten Yalta bin ich allerdings sehr enttäuscht. Der weltberühmte Kurort präsentiert sich als Ansammlung von unzähligen Beton-Hochhaus-Ruinen und Ghetto-Vierteln, in denen sich Gammler und Alkoholiker tummeln – was wir bis jetzt auf unserer ganzen Reise durch die Ukraine noch nie gesehen hatten. Hier hätte ich das erste Mal ein ungutes Gefühl gehabt, wenn wir z.B. in einem dieser Viertel eine Reifenpanne gehabt hätten. Die Fahrerei ist auch recht mühsam, viel zu viele Autos auf viel zu wenig Strassen, die zudem ein einziges Wirrwarr an Einbahnen und Sackgassen sind.


Endlich gelingt es uns, unser Hotel zu finden, in dem wir eine Junior-Suite für 2 Nächte gebucht hatten, auf Anraten einer Agentur auf der Krim. Das Problem ist, dass einem kein Mensch in Yalta ein Appartement für nur 2 Nächte mitten in der Hochsaison vermietet, man muss für einen Kurzaufenthalt ins Hotel, und Hotels in der Ukraine sind nicht die beste Wahl. Unser Hotel sieht zwar sehr toll aus, das Zimmer ist geräumig und luxuriös eingerichtet, aber die ganze Anlage ist völlig leblos. Kaum Gäste, kein Restaurant, die Tische im schönen Blumengarten gähnen leer vor sich hin. Am meisten nervt mich aber, dass das so gross angepriesene Internet nicht funktioniert, für das sie uns überredet hatten, das teurere Zimmer zu nehmen. 2 Stunden lang übten wir mit zwei Informatikern vor Ort den Laptop ans Netz zu nehmen. Schliesslich gelang es, doch die Verbindung war während dem ganzen Aufenthalt so langsam, dass sie in der Praxis nicht zu gebrauchen war.

Ein Lichtblick war ein Restaurant welches wir aus einem Reiseführer hatten. Eine Mischung aus Kantine und Schnellimbiss mitten in der Fussgängerzone ist Publikumsmagnet, und man kann aus 100 Sachen auswählen, die einem bereits angerichtet präsentiert und dann noch kurz gewärmt werden. Dreimal billiger und mindestens zweimal besser als in einem anderen Restaurant war hier das Essen für uns.

Im Reiseführer stand weiter, man soll sich von den grässlichen Hochhäusern nicht täuschen lassen, ein Aufenthalt in Yalta lohne sich alleweil, sobald man dem Quai entlang spaziere, habe man sicher seinen Spass. Das mag für Leute zutreffen, welche aus weniger schönen Regionen als wir stammen, aber wir verwöhnten Schweizer mit eigenem See und Promenade können der in Yalta nicht viel abgewinnen. Leblos wie das Hotel, steril und mit ein paar teuren Boutiquen, kann man sich nur vage den Glanz vorstellen, den der Kurort zu Zarenzeiten einmal ausstrahlte und zu dem er mit Mühe zurückzukehren versucht. Ein paar mühselig für die Kids hingestellte Schaubuden mögen uns auch nicht vom Sockel zu hauen.

Auch vom Besuch im Botanischen Garten bei Nikita kann ich nichts anderes berichten. Solche Sachen gibt es bei uns genauso schön, man braucht nur ins Tessin oder zur Insel Mainau zu fahren. Da war der Abstecher zum Vorontky Palast, den wir auf der Fahrt nach Yalta noch machten, schon etwas interessanter. Der Palast weist einige orientalische Architekturkünste auf, die natürlich Scharen von Touristen anziehen. Der umgebende Park mit Aussicht aufs Meer ist wirklich hübsch.




Fast hätte ich noch das wichtigste vergessen! Unterwegs nach Yalta kommt man natürlich auch an der Hauptsehenswürdigkeit der Krim vorbei – dem Schwalbennest! Wisst ihr, was das ist? Wenn Ihr das Bild seht, ganz sicher. Das ist ein kleines Schlösschen, das ein deutscher Adliger vor vielen Jahren auf einen steilen Felsen bauen liess, der steil ins Meer hinabragt. Unser Kinder machten sich leider daraus nichts und wollten nicht mehr laufen, sie waren schon müde vom Palast in Alupka. Dank GPS schafften wir es, eine Strasse zu finden, die direkt vor das Schlösschen führte! Wir mussten eine kleine Parkplatz – und Eintrittsgebühr bezahlen und voila – da standen wir bereits und staunten! Das Schlösschen ist in natura viel kleiner als man es sich vorstellt und beherbergt ein italienische Restaurant.

Ja, das ist es denn auch was ich von unserem Yalta-Besuch zu berichten habe. Leider nichts atemberaubendes, aber ich muss vielleicht noch anmerken, dass ich auch von Orten wie St. Moritz oder Davos nicht viel halte, und nun stelle man sich so einen Ort noch mit lauter hässlichen halbfertigen oder verfallenen Häusern vor, da habe ich wirklich Mühe mir vorzustellen, wem das gefallen kann… Dazu noch völlig überteuerte Zimmerpreise, ständig ein Verkehrschaos, 2 Millionen Besucher nur im Sommer… Gibt leider von mir keine Empfehlung!


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